Warum unbedachte "Positivität" zu Burn-out führen kann
Das Negative am Positiven
Die sogenannte "Positive Psychologie" ist en vogue. Weg vom Schmerz - hin zum Glück! Ihre Botschaft passt sich lückenlos ein in die dominante Ideologie des ICHs, des Glücks, des Wettbewerbs.
Der Seminarmarkt ist überschwemmt mit Resilienz- und Achtsamkeitsangeboten.
Glücksversprechen wo man hinschaut. In einigen Grundschulen wird das Fach "Glück" unterrichtet.
Ganze innerbetriebliche Bildungskataloge huldigen der Optimierung des "Selbst".
All das (Glück, Achtsamkeit, Resilienz ...) sind Menschenthemen und eben keine Aufgabenthemen. Hier kommt es - gerade im Kontext von Agilität und New Work - zu massiven Verwechslungen:
Gibt es auf der Aufgabenseite ein Problem (z.B. durch unklare Zuständigkeiten) wird auf der Menschenseite nach der Lösung gesucht (z.B. durch noch mehr "über den Tellerrand schauen"). So werden für Aufgaben-Probleme dann Menschen-Lösungen gesucht und gefunden.
Prozessual Ungeregeltes lastet dann auf den Schultern der optimistischen Leistungswilligen, die glauben, mit immer noch mehr Leistung doch noch zum Erfolg zu kommen. Und organisational/gemeinschaftlich zu lösende Probleme werden auf diesem Wege indvidualisiert.
Ergebnis: Der Mensch geht ins Burn-out, weil sich auf der Aufgabenseite nichts zum Besseren ändert. Sie - die Aufgabe - ist ja auch nicht Thema.
Glück ist ein Menschenthema - kein Aufgabenthema. Warum aber taucht das Glück und seine Kumpanen trotzdem immer mehr als Thema in Unternehmen und Organisationen auf?
"Wir leben in einer Gesellschaft der Positivität", sagt Byung Chul Han, "die jede Form der Negativität ausblendet".
Hier wird es (regelmäßig erneuert) Videos oder Podcasts zur direkten oder indirekten Kritik des positiven Denkens und damit zur Kritik an der "Positiven Psychologie" geben.
zum Thema "Authentizität": Mega Happy ("Ich ha probiert mich Sälber z'si Ich ha gmerkt es isch der Horror Jetzt wo ich en Andere bi Bini eifach meega Happy")